Auto-Routen an der Glasstraße
Unterwegs auf der Glasstraße in Ostbayern: sie ist eine der abwechslungsreichsten Ferienstraßen Deutschlands. Sie führt auf 250 km durch die eindrucksvollen Landschaften des Oberpfälzer Waldes und des Bayerischen Waldes: Hier ist die über 700-jährige Tradition der Glasherstellung und Glaskunst noch heute lebendig ist.
Mit diesen vier Auto-Routen könnt ihr die Glasstraße wunderbar erkunden.
Route 1: Auf der Glasstraße von Weiden über Waldsassen nach Plößberg
Das Oberpfälzer Glas- und Porzellanland
Route 1: Auf der Glasstraße von Weiden über Waldsassen nach Plößberg
Wo sich in Bayern das "Weiße Gold" und hochwertiges Glas zusammenfinden, wo die Glasstraße in die Porzellanstraße quasi nahtlos übergeht, wo die Geschichte des Glases eng mit der Geschichte der Industrialisierung verbunden ist befindet man sich im nördlichen Oberpfälzer Wald. Die Region zwischen Weiden und Waldsassen präsentiert sich vielfältig in unberührter Natur, mit historisch bedeutsamen Orten und einzigartiger Industriekultur.
1890, während der sogenannten Gründerzeit, wurde in der bekannten Porzellanstadt Weiden in der Oberpfalz eine seinerzeit hochmoderne Flachglasfabrik errichtet, dessen Nachfolger das moderne Floatglaswerk in Weiherhammer ist.
Seit 1984 betreibt die Firma F. X. Nachtmann an Weidens Peripherie eines der modernsten Bleikristallwerke Europas. Der Hauptsitz der Firma F.X. Nachtmann ist in der benachbarten Kreisstadt Neustadt an der Waldnaab, die sich im 20. Jh. zur "Stadt des Bleikristalls" entwickelt hatte. Hier befindet sich auch ein Werksverkauf von Nachtmann.
Glasgeschichte erleben kann man auch im Stadt- und Glasmuseum von Neustadt, in der Glasmacher und ihre Schöpfungen vorgestellt werden.
Nur durch die Waldnaab getrennt liegt der traditionsreiche Glasort Altenstadt an der Waldnaab. Nördlich davon, in Windischeschenbach, dem Eingangstor zum Naturschutzgebiet Waldnaabtal, kann man im Waldnaabtal-Museum wertvolle Glas- und Porzellaneinzelstücke entdecken.
In Mitterteich sitzt mit der Schott AG ein sehr modernes Glaswerk zur Herstellung von Glasröhren für Pharmaverpackungen, medizinische Geräte, Labors, Thermometrie und Technik, das dafür sorgt, dass Impfstoffe durch die leichten aber sicheren Glasröhren weltweit Krankenhäuser und Artpraxen sicher erreichen.
Am nördlichsten Punkt der Glasstraße, wenige Kilometer vor der Grenze nach Tschechien, liegt das sehenswerte Stift Waldsassen mit seinem berühmten Bibliothekssaal, das bereits 1133 als Zisterzienserabtei gegründet wurde. In Waldsassen die Firma Lamberts ihren Sitz, die als Weltmarktführer Tafelglas nach dem alten Mundblasverfahren fertigt, und ihre Produkte als Fensterglas in die ganze Welt verkauft. Bei einer Führung kann man die Produktion erleben und sich selber von der hohen Qualität und von den leuchtenden Farben ihrer Produkte überzeugen.
Über Neualbenreuth und die Porzellanstadt Tirschenreuth gelangt man entlang der Höhenzüge des Oberpfälzer Waldes nach Plößberg, dem europäischen Zentrum des Glasofenbaus. Hier entstehen Pläne für Glasschmelzöfen in aller Welt.
Route 2: Auf der Glasstraße von Schönseer Land in den Lamer Winkel
Die historische Glasregion Ostbayerns und das Spiegelglas
Route 2: Auf der Glasstraße von Waidhaus in den Lamer Winkel
Die Region zwischen Waidhaus und Furth im Wald ist das traditionelle Spiegelglasland und hat lokal die Flachglasherstellung bis heute erhalten können. Direkt an der böhmischen Grenze in Waidhaus stand um 1487 die erste Glashütte der Oberpfalz, die bald ins benachbarte Frankenreuth verlegt wurde und im 19. Jh. als Spiegelglashütte Bedeutung erlang. Das Heimatmuseum in Pleystein informiert eingehend über diese Technik. In dieser Region kann man sich als Wanderer auf die Spuren der Glasschleiferer begeben. Der 78 km lange Glasschleifererweg nimmt Naturliebhaber auf eine Zeitreise zu dieser großen Handwerkstradition.
Im historischen Glasschleiferzentrum Schönsee hat auch die Firma Irlbacher ursprünglich als Glasschleiferei begonnen. Heute ist das Unternehmen eine Hightech-Flachglasbearbeitungsfirma und produziert u.a. auch hitzebeständige Gläser für den Weltmarkt.
Über Schönseegelangt man ins romantische Tal der Ascha. Dieses gefällstarke Flüsschen wurde zum Antrieb zahlreicher Schleif- und Polierwerke genutzt, woran der Gaisthaler Hammer noch heute erinnert. Im Oberviechtacher Doktor-Eisenbarth- und Heimatmuseum bekommt man neben technischen Informationen auch Hinterglasbilder zu Gesicht, die in dieser Region weit verbreitet waren.
Insbesondere auch in Winklarn, wo die Tradition der Hinterglasmalerei bis in die Zeit vor dem 18. Jahrhundert zurückgeht, kann man diese Glastechnik noch sehen und zwar in der Ausstellung in der Thomas-Aquinus-Rott Schule, die öffentlich zugänglich ist.
In Rötz-Hillstett befindet sich das Oberpfälzer Handwerksmuseum, in dem beispielhaft die Geschichte der nahegelegenen "Wutzschleife" dargestellt ist. Das beeindruckende Polierwerk der ehemaligen Spiegelglasschleife Baumhof bei Neunburg vorm Wald wurde auf dem Gelände des Bergbau- und Industriemuseums in Theuern wieder aufgebaut. Im Schwarzachtaler Heimatmuseum in Neunburg selbst sind Modelle zur Spiegelglasherstellung zu sehen. In der Nähe wird ein Glasschleiferlehrpfad eingerichtet.
Die Gegend um Waldmünchen gehört zu den ältesten Glasregionen Ostbayerns. Urkundlich sind ab 1534 eine Vielzahl an Glashütten erwähnt: Perlhütte, Herzogau, Lenkenhütte, Unterhütte, Althütte, Ödhütte, Voithenberghütte.
In der Drachenstich-Stadt Furth im Wald wird noch heute Spiegelglas hergestellt. Furth beherbergt das "Erste deutsche Drachenmuseum" sowie das Landestormuseum mit eigener Glasausstellung. Weiter südöstlich liegt an der Glasstraße der bekannte Wallfahrtsort Neukirchen beim Heiligen Blut mit einer Sonderabteilung Hinterglasmalerei im dortigen Wallfahrtsmuseum.
Auf der Fahrt nach Lam passiert man den kleinen Ort Engelshütt, wo wohl die erste Glashütte des Lamer Winkels zwischen 1280 und 1320 bestand. Von 1540 bis 1904 sind in dieser Gegend 19 Glashütten nachgewiesen.
Weitere Spuren von Hüttenstandorten findet man im Lamer Winkel in Arrach, Schrenkenthal, Lohberghütte oder im idyllischen Bergort Lohberg.
Arrach, bekannt auch für seine „Natur-Art-Parks“, ist übrigens auch Startpunkt des Fernwanderwegs „Gläserner Steig“ und zwar am „Arracher Glastor“.
Route 3: Auf der Glasstraße zwischen Zellertal und Frauenau
Rund um das Gläserne Herz
Route 3: Auf der Glasstraße zwischen Zellertal und Frauenau
Die Region entlang des Zeller- und des Regentals sowie rund um den Zwieseler Winkel, jener Raum also zwischen Pröller, Arber, Zwiesel und Frauenau, ist eine Kernregion der Glasherstellung im Bayerischen Wald, in der seit etwa 1.400 nachweislich und ununterbrochen Glas geblasen wird.
Wenn man von Arrach im Lamer Winkel kommend in das Zellertal hinunterfährt, erreicht man zunächst Arnbruck. Dort springt jedem Besucher sofort das Glasdorf Weinfurtner ins Auge, mit seinem umfassenden Glasangebot, mit Ausstellungen von renommierten Künstlern und mit umfassender Kunst im Garten.
Fährt man von dort zunächst in Richtung Südwesten, erreicht man Viechtach, eines der Kulturzentren des Bayerischen Waldes. Herausragend sind hier einerseits das Kristallmuseum, vor allem aber auch die berühmte „Gläserne Scheune“, ein außergewöhnliches Gesamt-Glas-Kunstwerk, das der Künstler Rudolf Schmid zusammen mit seiner Familie geschaffen hat.
Erklimmt man nun den nächsten Höhenzug in Richtung Süden, führt der Weg in einen der ältestes Glashüttenstandorte des Bayerischen Waldes: Das idyllisch und auf ca. 1.000 m Höhe gelegenen Bergdorf Sankt Englmar. Unweit davon, in Prackenbach, sind die Glasgemälde in der Pfarrkiche Prackenbach als Produkt der „neugotischen Phase“ einen Besuch wert, ebenso der Hinterglas-Kreuzweg der Pfarrkiche Moosbach.
Fährt man nun über Arnbruck wieder zurück in die liebliche Naturlandschaft des Zellertals, kann man in Drachselsried die Herstellung kleiner Glastiere im Glasstudio Andreas Fuchs erleben. Herausragend im wahrsten Sinne des Wortes ist die Glasgalerie Herrmann in Drachselsried, die zweifelsohne eine der bedeutendsten Kunstglas-Sammlungen im ganzen deutschsprachigen Raum ist.
Nur einige Kilometer weiter bietet das JOSKA Glasparadies in Bodenmais eine große Vielfalt an Glaskunst, an Shopping-Möglichkeiten und an Spaß für groß und klein, gekoppelt mit der größten Glas- und Kronleuchterausstellung Deutschlands.
Vor den Toren der wenige Kilometer entfernt liegenden Stadt Zwiesel liegt die Krystallglas-Manufaktur Theresienthal, in der immer noch meisterhaftes Glas geblasen wird. In Zwiesel hat sich eine Vielzahl von individuellen Werkstätten, Werkstattgalerien und Glasstudios niedergelassen, an deren Existenz sicherlich die 1904 gegründete Zwieseler Glasfachschule mit ihren handwerklich-individuell ausgebildeten Absolventen einen nicht unbedeutenden Anteil trägt. Markant ist auch die weltgrößte Glaspyramide, die aus über 90.000 einzelnen Trinkgläsern besteht, und die vor dem Unternehmensgebäude von Zwiesel-Kristallglas steht, dem Weltmarktführer für edle Trinkgläser in führenden Hotels und in der gehobenen Gastronomie. Neben einem Werksverkauf fasziniert auch ein Glasofen, bei dem die Besucher die Produktion kleinerer Glasauflagen live verfolgen können.
Über Rabenstein und vorbei an dem ehemaligen Glashüttenort Oberzwieselau kommt man in den idyllischen Ort Frauenau mit seinem bedeutsamen staatlichen Museum für Glaskultur. Direkt davor beginnen die Gläsernen Gärten mit ihren 27 Glasskulpturen auf einer ca. 8 Hektar großen Fläche. Die Gläsernen Gärten verbinden das Glasmuseum mit der bekannten Glashütte Eisch, dem innovativen Glasunternehmen, das Trinkgläser von höchster Qualität produziert.
Wenn man nun etwas weiter auf der Glasstraße in Richtung Westen fährt, erreicht man die Stadt Regen am gleichnamigen Fluss, über die die Burgruine Weißenstein mit ihrem weit über die Grenzen der Region bekannten „Gläsernen Wald“ thront, bestehend aus knapp 30 gläsernen Bäumen. Einige Kilometer weiter, in Rinchnach, können auf dem Fledermauslehrpfad drei große, bunte Glasfledermäuse besichtigt werden. Eine der schönsten Kirchen des Bayerischen Waldes ist im benachbarten Kirchdorf im Wald zu besichtigen.
Route 4: Auf der Glasstraße vom Nationalpark nach Passau
Zwischen Nationalpark, Dreiländereck und Donau
Route 4: Auf der Glasstraße zwischen Nationalpark, Dreiländereck und Donau
Glashistorie, ein gläserner Wald-Glas-Garten und die größte Sammlung Europäischen Glases weltweit bilden das gläserne Umfeld des unteren Bereichs der Glasstraße. Dazu kommt die großflächige Waldregion des ersten deutschen Nationalparks, dem Nationalpark Bayerischer Wald.
Folgt man der Glasstraße von Frauenau kommend weiter in Richtung Südosten, liegt als nächstes der traditionsreiche Glasmacherort Spiegelau mit seinem Spiegelau-Werksverkauf und einigen Glaskünstlern, wie z.B. "Gravur pur“, auf der Strecke. Seit einigen Jahren ist dort auch das Glas-Technologie Anwender Zentrum Spiegelau, ein Forschungsinstitut der TH Deggendorf, angesiedelt.
Nicht weit entfernt, in Riedlhütte, ist der erste gläsernere Maibaum der Welt und der Wald-Glas-Garten bei Glasscherben Köck zu erleben und zu besichtigen. Glasschleifer und das größte Schnupftabak-Glas der Welt kann man im Schnupftabak- und Stadtmuseum der Stadt Grafenau besuchen.
Hohenau, Grainet, Jandelsbrunn sowie Neureichenau sind historische Glasmacherorte, in denen bereits schon vor Jahrhunderten Glas erstellt und bearbeitet wurde. Erlebbar gemacht wird diese Glasgeschichte teilweise in Ausstellungen und Museen wie auch auf Erlebniswegen, wie z.B. der Graineter Waldglashüttenweg oder der Ausstellungsraum in Neuraimundsreut bei Hohenau.
In Saldenburg nördlich von Passau wurde Anfang der 80-Jahre eine geheimnisvolle Schmelzofenanlage entdeckt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In der malerisch an der Donau gelegenen Stadt Vilshofen ist man stolz auf ihre Berufsschule, in der die Ausbildung zum Glaser, zum Glasbautechniker und zum Glasmeister möglich ist.
Nach ca. 250 km endet die Glasstraße in der berühmten Barock- und Drei-Flüsse-Stadt Passau. Besucher können hier auf der Donau mit dem imposanten Kristallschiff fahren. Gleich gegenüber der Schiffsanlegestelle und neben dem beeindruckenden Rathaus befindet sich ein außergewöhnliches Glasmuseum. Das Passauer Glasmuseum, das einst von Neil Armstrong, dem ersten Menschen auf dem Mond, eröffnet wurde, beherbergt mit seinen 30.000 Exponaten die größte Sammlung an Europäischem Glas weltweit.